Wie ich einmal für Verwirrung gesorgt habe

Lange ist es her, ich hatte damals einen Ferienjob, der mir den Führerschein finanzieren sollte. Wir sprechen also über Mitte der 90er, als diese wunderbare Geschichte sich zutrug. Bei diesem Ferienjob ging es letztlich darum, kleine Metallschränke zu montieren, die später in Fabrikanlagen oder ähnlichen Etablissements Steuerelektrik beherbergen sollten. Relativ einfache Dinger also, die jedoch sehr gewissenhaft montiert werden wollten, weil der Auftraggeber seinen Ruf als Weltmarktführer sich nicht von uns unqualifiziertem Gesocks kaputtmachen zu lassen gedachte.

Entsprechend spaßbefreit war die Arbeit. Die angestellten Kolleginnen waren auf ihre Art recht sympathisch, aber während der Arbeit war Spaßverbot. Bis ich eines Tages den Auftrag bekam, eine Gitterbox voll neuer Teile von der einen Seite unserer kleinen Halle dorthin zu bringen, wo wir für gewöhnlich den Kram verschraubten und vernieteten.

Ich ging also mit meinem Hubwagen rüber, gabelte die Kiste auf und sah im Weggehen eine Kiste mit nahezu identischen, aber schon sehr verstaubten Teilen rumstehen. Den Schalk noch ordentlich von einer Parté am Vorabend im Nacken, malte ich mit dem Finger den folgenschweren Satz in den Staub:

„Prototyp! Nicht waschen!“

Fast drei Wochen später – ich hatte den Vorfall längst vergessen und arbeitete mit einer anderen Ferienjobberin in einer anderen Ecke der Halle – stand plötzlich eine etwas aufgelöste Vorarbeiterin vor uns. Und sie hielt, natürlich, das von mir beschriftete Bauteil in der Hand.

„Das hier ist n bisschen komisch, weiß da von Euch einer bescheid?“, fragte sie mit einem Gesichtsausdruck, der an jemanden erinnerte, der gerade verzweifelt versuchte, Meilen in Kilometer umzurechnen, während er mit 35 Meilen pro Stunde auf einen Baum zurast.

„Nö, keinen Schimmer“, antwortete ich rotzig scheinheilig gewohnt eloquent. „Vielleicht hat sich jemand ’n Späßken erlaubt?“

Madame zogen kopfschüttelnd von dannen, achteten aber darauf, weder die Staubschicht noch meine Beschriftung zu verwischen, als sie die Halle in Richtung des Verwaltungsgebäudes verließ. Mit drei Schlipsträgern im Schlepptau sah ich sie später in der Materialecke herumstehen und immer wieder die – immer noch beschriftete – Metallplatte in Händen haltend auf die Gitterbox zeigen, in der sie mein Kunstwerk gefunden hatte.

Ein vierter Schlipsträger mit Klemmbrett wurde später noch telefonisch hinzubeordert und dieser Untersuchungsausschuss hat es immerhin innerhalb von anderthalb Stunden geschafft, sich auf „Da wird sich jemand ’n Spaß erlaubt haben!“ zu einigen.