Streetview in Schleswig-Holstein

Über Googles Streeview kann man ja denken, was man möchte. Grundsätzlich finde ich die Idee relativ praktisch. Es gibt aber durchaus kritische Stimmen, zum Beispiel die des schleswig-holsteinischen Ober-Datenschützers Thilo Weichert.

Der kritisiert zum Beispiel gar nicht so sehr, dass Menschen ohne deren Zustimmung abgebildet werden, sondern vielmehr die Tatsache, dass potentielle EInbrecher so Umgebungsinformationen zu Adressen sammeln können, wie Indiskretion Ehrensache hier schreibt (Zitat):

Nein, nun geht wieder die Mär um von der Einbrecherhilfe:
Es werde ein optischer Rundum-Gesamteindruck vermittelt, ohne vor Ort anwesend sein zu müssen, schreibt Weichert in seiner Bewertung des Projekts. Dadurch erhalte der Betrachter eine optische Vorstellung über Art und Natur der Bebauung, die äußere Gestaltung von Haus, Wohnung und Garten mit Rückschlussmöglichkeit auf Ausstattung, wirtschaftlichen Wert, Zugänglichkeit oder Diebstahlsmöglichkeiten.“

Viel alarmierender ist in dem Zusammenhang der Dienst „Infas Geodaten“, über den die Zeit schreibt:

„Für 19 Millionen Gebäude in Deutschland – das sind fast alle Wohnhäuser – kann Michael Herter Dutzende von Daten abrufen, vom Nettoeinkommen der Bewohner über häufige Volkskrankheiten bis zur Kaufkraft. (..) Umfangreiche Datenbanken mit Kundeninformationen gibt es zwar schon länger, sie füllen die Festplatten von Adresshändlern, Behörden, Banken und Versicherungen. Nun jedoch kommt eine neue Dimension ins Spiel: die Verknüpfung der Daten mit digitalen Stadtplänen und Landkarten, in die man hineinzoomen kann wie der Spanner mit dem Fernglas in einen FKK-Strand.“

Streetview-Auto in WuppertalDass sich dagegen bislang kein Widerstand regte, liegt nicht etwa daran, dass Google stärker beobachtet wird als jeder andere Dienstleister in diesem Internetz – bei Indiskretion Ehrensache ist gar die Rede von einem „Pawlow’schen Reflex der Datenschützer“ – sondern daran, dass diese Daten bei infas gekauft werden müssen und Google sie kostenlos zur Verfügung stellt.

In Schleswig-Holstein regt sich nun Widerstand gegen Google Streetview. Die Gemeinde Molfsee zum Beispiel ist gerade dabei, gegen die Kamerafahrten durch ihre Ortschaften Widerspruch einzulegen. Nun könnte man natürlich argumentieren, dass Google bei den Kamerafahrten etwas andere Prioritäten haben könnte, als eine schleswig-holsteinische Gemeinde mit nicht ganz 8.700 Einwohnern abzufotografieren.

Könnte ich mir zumindest vorstellen…

Ganz anders sieht das offenbar der Kieler Landtagsabgeordnete Wolfgang Kubicki (FDP), der bei heise.de mit den Worten „Es sind schon Meldungen aus Australien bekannt geworden, nach denen sich Ordnungsämter der Bilder von ‚Google Earth‚ und ‚Street View‚ bedienen, um zu klären, ob es ungenehmigte An- oder Umbauten in ihrer Stadt gibt.“ zitiert wird.

Solch schäubleske Vorgehensweise traue ich den hiesigen Amtsschimmeln zwar nur sehr bedingt zu, aber gut dass das mal jemand anspricht. Jetzt bin ich als Bewohner eines Mietshauses naturgemäß nicht wirklich betroffen, aber wo kämen wir denn da hin?

Ich persönlich denke jedoch trotzdem nicht, dass das Verbot dauerhaft aufrecht erhalten werden wird. Nachdem ja bundesweit schon einige Städte abgefahren wurden, wird Google früher oder später auch durch Schleswig-Holstein fahren dürfen und das Thema ist vom Tisch. Mir persönlich wäre es zum Beispiel völlig wurscht, ob ich auf einem der Bilder zu sehen wäre, denn in der Öffentlichkeit tue ich eigentlich nichts, was nicht jeder von mir wissen dürfte.

Die Datenschützer dieser Nation sollten sich meines Erachtens lieber für den Handel mit Adressdaten und diesem Scoring beschäftigen. Auch wenn ich nichts zu verbergen habe, macht es mich doch grundsätzlich nervös, dass ich jedem Popel-Mini-Onlineshop via Nutzungsbedingungen erlauben soll, Scoringdaten über mich bei x-beliebigen Auskunfteien einzuholen.

(Bild: PascalH bei flickr)