re:publica XI: Zusammenfassung Tag 2

Tag 2 war in der Rückschau genau so wie ich ihn mir wenige Stunden zuvor beim verbloggen der Zusammenfassung von Tag eins gewünscht habe. Mehr Leute getroffen, tollere Vorträge gehört – alles richtig gemacht.

Wake the Blog

Sanja Stankovic und Carolin Neumann referierten zunächst über Begrifflichkeiten und deren negative Beigeschmäcke. Dass zum Beispiel Google und Facebook immer als „Datenkraken“ bezeichnet werden oder dass MSpro im Fernsehen gern als „Netzaktivist“ bezeichnet wird. Die zweite Hälfte des Vortrags beschäftigte sich mit der digitalen Gesellschaft und mit der PR-Strategie, die sie braucht.

Alles sehr interessant, allerdings habe ich wegen exzessiven bloggens leider zu wenig inhaltliches mitbekommen.

Virtueller Rundfunk

Michael Praetorius hat sehr kurzweilig über die Isarrunde referiert. Dabei war unter anderem auch Thema, dass die klassischen Rundfunkanstalten sowohl auf öffentlich-rechtlicher als auch auf privater Seite und sowohl Fernsehen als auch Radio immer mehr das Ausstrahlungsmonopol verlieren, weil durch Youtube, Blogs und Podcasts der Nutzer immer mehr und immer leichter zum Sender wird. Außerdem mahnte Praetorius an, dass die klassische Medienregulierung dringend überarbeitet werden muss, weil die Trennung zwischen „live“ und „on demand“ als Unterscheidungsmerkmal nicht mehr funktioniert.

Er hat dazu ein schönes Beispiel gebracht: Wenn ein Nachrichtensprecher im Studio steht und live seine Nachrichten spricht, dann kommen mitunter Korrespondentenberichte zum Einsatz. Diese werden nicht live vom Korrespondenten in der Nachrichtensendung gelesen, sondern vorher überspielt. Vereinfacht gesagt, schickt derKorrespondent seinen Beitrag vor per Mail als MP3. Der Nachrichtensprecher spielt den Beitrag in der Nachrichtensendung nun on demand, also genau dann wenn er ihn braucht, ab. Der Hörer nimmt dieses Abspielen aber als live wahr, weil er ja beides gleichzeitig konsumiert. Genau so funktioniert es auch im Netz, wo etwas gestreamt und danach für die on demand-Nutzung verfügbar gemacht wird.

Die anschließende Frage- & Diskussionsrunde war tatsächlich so interessant und so wenig speziell, dass ich gern sitzen blieb und damit fahrlässig meine Chance vertat, noch einen Sitz- oder wenigstens Stehplatz bei „Das Ende der Welt!!!Eins!Elf!!“ zu bekommen. Der Stau reichte mal wieder bis auf die Treppe und ich nutzte die Zeit, um ein wenig mit Steffen „Kaffeeringe“ Voß zu plaudern. Unter anderem bestaunten wir dabei die Sony Handycam HDR-PJ10E, die einen eingebauten Beamer hat. Ein saugeiles Spielzeug!

Dann war auch schon Zeit für’s Mittagessen, dass ich mit @pregopm und @s3bg sowie drei anderen netten Menschen bei einem, na ja, nennen wir es mal Edel-Chinesen eingenommen habe. dabei überzeugte die fast durchgängig in schwarz gehaltene Einrichtung ebenso, wie das pinke Rennrad an der Wand und das etwas psychedelische WC. Gute Gespräche von re:publica bis Radio natürlich inbegriffen.

Nach dem Essen noch ein Stück Kuchen mit der Herzdame und dann gleich in den Friedrichstadtpalast zu

BloggerInnen im Gespräch

Mein persönliches Highlight, ganz ohne Frage. Wurde in den anderen Panels immer mal bemängelt, dass es wenig neues zu erfahren gab, habe ich bei dieser Runde richtig was für mich mitgenommen. Neben Ägypten-Blogger Richard Gutjahr, der einen interessanten Abriss über seine Erlebnisse auf dem Tahrir-Platz in Kairo gab, und Nerdcores René Walter, der noch mal über seine Domainpfändung sprach war nämlich auch Julia Probst da.

Foto: Flickr CC Dirk Haeger/republicaJulia (links im Bild, Foto: CC Dirk Haeger/republica) ist von Geburt an gehörlos und wurde bei Twitter eine Größe, als sie während der WM von den Lippen der Spieler las und deren Aussagen twitterte. Mittlerweile schreibt sie auch über die Körpersprache beispielsweise von Politikern.

Für besondere Erheiterung sorgte dabei eine kurze Sequenz, in der sie die Gebärdennamen von Politikern vorstellte, die alle einen neutralen und einen gehässigen Namen haben.

Für mich als stark audiophilen Menschen ist es immer ganz unbegreiflich, wie es sein muss, wenn man nichts hören kann. Julia hat mir einen sehr großartigen Einblick in diese Welt gegeben und war dabei so unglaublich sympathisch, dass ich ihr noch stundenlang hätte zuhören können, bzw. zugucken. Ein sehr ergreifender Moment war dann das Ende ihres Teils im Vortrag, als der Friedrichstadtpalast nahezu geschlossen in Gebärdensprache applaudierte und dazu die erhobenen Hände schüttelte. Wer mehr und detailierter über den Vortrag lesen möchte, dem sei das Blog „Behindertenparkplatz“ von Christiane Link empfohlen, die das sehr schön aufgearbeitet hat.

Im Anschluss hatte ich wieder Gelegenheit mich zu unterhalten. Diesmal endlich auch mal mit @Hobbbes, den ich schon seit ewig und drei Tagen online kenne und dann noch kurz mit @issis; kenne ich auch schon länger, nur eben noch nicht in echt, sondern bestenfalls im Vorbeigehen bei den Lokalfunktagen oder ähnlichen Veranstaltungen.

Ab 18.30 Uhr fand ich mich schon mal im großen Saal der Kalkscheune ein. Platz reservieren für die sehr tolle Session „Der Bericht ist einseitig und mies recherchiert„. Es ging um Extra 3 und das BR-Pendant quer, deren Social Media-Arbeitsweise und die Zuschauerreaktionen auf allen Kanälen. Sehr schön, hamwer gelacht.

Der krönende Abschluss war die Twitterlesung, bei der auch echte Perlen dabei waren und bei der man andererseits auch ganz oft sah, dass die Twitkrit-Redaktion ganz oft mit sich selbst den meisten Spaß hat. Was auf seine eigene Art auch sehr unterhaltsam war.

Fazit

Ich war deutlich zufriedener als mit dem ersten Tag. Ich habe mehr Leute getroffen, mich mehr ausgetauscht und schönere Sessions gesehen. Den letzten Tag werde ich sehr entspannt angehen. Klamottenmäßig ist ohnehin Casual Friday heute und bis 16 Uhr habe ich nicht so richtig was auf der Uhr. Außer Leute treffen halt. Und ich freue mich jetzt schon auf das nächste Jahr. So.

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