Och nö, netzpolitik.org…

Eben las ich einen sehr aufschlussreichen Artikel auf netzpolitik.org: „Wie für die Bestandsdatenauskunft getrickst wurde“ ist mal wieder ein schönes Beispiel für die gute Arbeit, die netzpolitik.org macht. Es ist wichtig, dass solcherlei Inhalte in einem zentralen Blog gesammelt und veröffentlicht werden. Netzpolitik.org ist ein wichtiger Bestandteil der Lobbyarbeit für Netzthemen und, wie Herr Lobo so treffend anmerkte, sowas ist ein Vollzeitjob.

Ich finde es also völlig richtig, das Projekt netzpolitik.org finanziell zu unterstützen. Noch richtiger finde ich es generell, dass dort offensiv um Spenden gebeten wird, aber der aktuelle Stehsatz unter eben jenem Artikel klingt doch ein bisschen dolle nach Erpressung:

Wir wollen netzpolitik.org weiter ausbauen. Dafür brauchen wir finanzielle Unterstützung, auch um weiterhin einen Full- RSS-Feed anbieten zu können. Investiere in digitale Bürgerrechte.

Ernsthaft? Ist das nicht ein bisschen so wie die Argumentation der Drosselkom „Zahlt mehr Geld für Eure DSL-Flat, damit wir auch in Zukunft noch Internet für Euch haben“ in klein? Mal ehrlich: Die Entscheidung zwischen Full-RSS und gekürztem Feed ist genau ein Mausklick. Laut den netzpolitik.org-Machern ist es jetzt an uns, mehrere Geldscheine zwischen den Admin-Mauszeiger und die Checkbox um Backend des Blogs zu schieben. Nur so können wir den gekürzten Feed verhindern!

Entschuldigung, aber das ist albern. Schade genug, dass sich das Blog offenbar nicht durch Werbung refinanzieren lässt, also kann man versuchen das crowdzusourcen, warum auch nicht? Aber das Argument dafür kann doch um Himmels Willen nicht sein, dass bei ausbleibender Finanzierung der verdammte RSS-Feed gekürzt wird! Wenn es nicht reicht, den Lesern von netzpolitik.org zu erzählen, dass von ihren Spenden eine Redakteursstelle, ein Arbeitsplatz, eine Existenz abhängt, dann macht Ihr etwas falsch. Ich kann über die Nutzerzahlen von netzpolitik.org nur mutmaßen. Aber Retweets, Rivva-Links und die Zahl der Kommentare unter den Blogeinträgen spricht dafür, dass die Reichweite nicht unerheblich sein kann. Warum also schafft es netzpolitik.org so viele Reaktionen und so viel Interaktion auszulösen, kann das aber nicht monetarisieren? (Und was bedeutet das für die netzpolitischen Ziele der Macher?)

Kürzlich hat netzpolitik.org-Betreiber Markus Beckedahl noch gesagt, dass eine Paywall für das Blog nicht die Lösung sein kann. Full-RSS gegen genug Spenden ist genau das, nur dass die Kosten dafür auf alle Schultern verteilt werden und nicht nur auf die einzelner Nutzer.

2 comments on Och nö, netzpolitik.org…

  1. Ich kann die Androhung des gekürzten Feeds insofern verstehen, als dass er, wenn nicht genug Spenden zusammenkommen, er dafür sorgen muss, dass die Leute nicht nur den Feed lesen, sondern auch auf seine Seite gehen und so Page Impressions generieren, für die er dank der halbwegs dezenten Werbung auf der Page Kohle bekommt.

    Wenns über Spenden halt nix wird, dann muss er solche Maßnahmen ergreifen. Klingt scheiße, ist aber so.

  2. Ich kann die Androhung des gekürzten Feeds insofern verstehen, als dass er, wenn nicht genug Spenden zusammenkommen, er dafür sorgen muss, dass die Leute nicht nur den Feed lesen, sondern auch auf seine Seite gehen und so Page Impressions generieren, für die er dank der halbwegs dezenten Werbung auf der Page Kohle bekommt.

    Wenns über Spenden halt nix wird, dann muss er solche Maßnahmen ergreifen. Klingt scheiße, ist aber so.

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