Karfreitagstänzer: Einfach mal die Fresse halten!

Diese Diskussion um das Tanzverbot an Karfreitag regt mich auf. Was mich noch mehr aufregt ist der selten bescheuerte Versuch, ausgerechnet im gefühlten Zentrum des Katholizismus vor dem Dom tanzen zu wollen. An Karfreitag. Hirnrissige Vollspastis!

Ich bin nun wirklich kein Christ oder gläubiger Mensch und wenn wir ganz ehrlich sind habe ich mit Kirche nur deshalb gelegentlich zu tun, weil meine Herzdame auf Pfarramt studiert und demnächst eine ganz hervorragende Pastorin werden wird. Das ist aber gar nicht der Punkt. Man kann auch nicht glauben, man kann auch kein Christ sein, ja man kann sogar die Kirche verteufeln, aber man muss wirklich nicht so ein Bohei um das Tanzverbot an Karfreitag machen! (Und ja, das „verteufeln“-Wortspiel war Absicht.) Einen Rest von Respekt vor dem Glauben der anderen darf man sich ruhig auch als Atheist bewahren.

Es gibt nicht so wahnsinnig viele stille Feiertage in Deutschland. Von Bundesland zu Bundesland ist das sehr unterschiedlich, eine tabellarische Auflistung liefert die Wikipedia unter dem Stichwort „Tanzverbot„. Ich erinnere mich nicht, jemals an einem anderen stillen Feiertag Demos gegen das Tanzverbot gesehen zu haben. Ist das nur, weil es heute nun mal auf einen Freitag fällt?

Ich gehe im Jahr vielleicht zwei oder drei Mal irgendwo tanzen. In einem Club oder einer Disco oder meinetwegen auch auf einem Dorffest. Ich muss das nicht zwingend am Karfreitag tun und schon gar nicht muss ich am Karfreitag „aus Prinzip“ gegen ein Tanzverbot sein. Selbst wenn ich jedes Wochenende freitags und samstags unterwegs wäre, dann fiele es mir sehr leicht mal ein Wochenende drauf zu verzichten. Weil es nun mal nicht sein muss. Was spricht gegen einen DVD-Abend mit Filmen wie Dogma an einem Tag wie heute? Ist doch super. Paar Freunde einladen, Bierchen von der Tanke, Pizza oder besser gleich einen Döner holen und gut.

Und kommt mir bloß nicht mit den armen Menschen, die in Discos und Clubs arbeiten oder welche betreiben! Die Umsatzeinbußen für die Betreiber von Clubs und Discos dürften sich mit den Umsatzeinbußen die Waage halten, die ein stinknormaler Montag verursacht, wenn keiner feiern geht und die meisten Läden ohnehin nicht geöffnet haben.

Klar habe ich mich heute früh geärgert, als ich vor dem Frühstück das Haus verließ und erst an der Tür des Lieblingsbäckers bemerkte, dass es heute offenbar auch keine Brötchen gibt. Aber meine Fresse, das ist halt so. Jeder, der heute tanzen möchte, kann sich mal schön gehackt legen und verdammt noch mal nächste Woche losziehen. Das tut niemandem weh, das kostet weniger aber man hat natürlich weniger zum drüber jammern.

Protestiert gegen was sinnvolles. Massentierhaltung zum Beispiel. Oder Krieg. Oder geht angeln. Oder noch besser: Wenn Euch der Karfreitag in seiner Eigenschaft als kirchlicher Feiertag zu unglaublich ankotzt, dann geht halt arbeiten. Etliche Krankenpfleger, Polizisten, Feuerwehrleute, Ärzte, Busfahrer usw. usf. würden es Euch danken, wenn Ihr auf Eure kirchlichen Feiertage verzichten und arbeiten gehen würdet. Aber dann gäbe es natürlich auch kein Weihnachten für Euch, nicht wahr? Das wäre aber dann auch wieder nix, richtig? Richtig. Also Fresse halten.

3 comments on Karfreitagstänzer: Einfach mal die Fresse halten!

  1. Lieber Jörn,
    Du sprichst mir so etwas von aus der Seele. Ich wollte eigentlich auch zu dem Thema bloggen, lasse es jetzt aber, weil Du es besser gemacht hast als ich es könnte. Ich weiß, dass am heutigen Karfreitag kein Bauer aufs Feld gehen würde, und wäre das Wetter noch so geeignet und wäre es der einzige Tag, um eine wichtige Arbeit dort zu erledigen. Aus Respekt vor dem höchsten christlichen Feiertag ruht alle Arbeit, die nicht sein muss. Warum also tanzen gehen? Geht es nicht mal einen Tag ohne? Aber das muss ich Dir nicht erzählen, das hast Du wunderbar aufgeschrieben. Dem ist nichts hinzuzufügen.
    LG, Susanne

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