Der Deutsche Radiopreis – Ein Resümee

Jetzt hat Deutschland also einen Radiopreis. Gestern Abend wurde er nicht nur verliehen, sondern auch gleichzeitig auf 26 Radiosendern und damit eigentlich bundesweit übertragen.

Tolle Idee!

Einerseits natürlich super, dass Radio jetzt auch einen eigenen Preis hat, nachdem der German Radioaward nach seiner Erstauflage etwas glücklos im Sande verlaufen ist. Tolle Idee auch, als ausstrahlendes Medium das Radio selbst auszuwählen und dem Fernsehen eine zeitversetzte Sendung nur auf den dritten Programmen zu überlassen.

Die Übertragung im Radio konnte ich fast vollständig während der Arbeit hören und ich war ziemlich euphorisch darüber, dass das Radio nun endlich eine Gelegenheit hat, sich selbst zu feiern und dass es das so öffentlich tut. Zu lange haben die deutschen Radiomacher sich eher im stillen Kämmerlein des Radiodays oder der Lokalfunktage gegenseitig versichert, die geilsten Säue diesseits des Atlantiks zu sein. Es ist höchste Eisenbahn, dass Radiodeutschland nach draußen geht und anfängt sich selbst ernst zu nehmen. Ich denke, das ist besser und wichtiger als jede PR-Kampagne.

Was ist bei mir von der Veranstaltung hängen geblieben?

Zunächst natürlich, dass die Vergabe der Preise sehr ARD-lastig war. 8:3 für die öffentlich-rechtlichen Programme war irgendwie klar. Die ARD-Programme können, und das hat auch jemand gesagt, durch ihr ungleich höheres Budget natürlich ganz andere Möglichkeiten ausnutzen. Es gibt ja durchaus landesweite Privatsender, bei denen man noch nicht mal mehr von einer Personaldecke sprechen kann, sondern eher von einem Personalseidentuch. Wie soll da jemand fünf Jahre an einem Feature recherchieren können. Abgesehen davon, dass den meisten Privatradiovolontären gar nicht mehr klar sein dürfte, was ein Feature überhaupt ist.

Hervorragende Idee auch, zwei Radiomoderatoren in eine Kommentatorenbox an den Bühnenrand zu setzen. Susanka Bersin von big fm und Thomas Mohr von NDR 2 haben immer dann, wenn auf der Bühne etwas passierte, das für die Radiohörer nicht klar werden konnte, darüber gesprochen. Sehr hilfreich und zum Teil sogar richtig witzig.

Schön auch, zu hören wie Susanka vor lauter Nervosität anfangs reflexartig in ihre Sidekick-Rolle verfallen ist und im Laufe des Abends Kollegen Mohr immer mehr an die Wand moderierte.

Für das nächste Jahr wünsche ich mir, dass die Privatradios wieder mehr an Qualität denken und dass sie weniger auf’s Budget schielen (müssen). Und ich wünsche mir, dass die Organisatoren merken, wie beknackt die Idee ist bei einer Gala, die live im Radio übertragen wird, für jeden Preisträger einen Imagefilm zu produzieren.

Das war wirklich Banane. Die Moderatorin des Abends, Kathrin Müller-Hohenstein, hat in ihrer Eröffnung mehrfach betont, wie wichtig Radio ist, wie toll es ist, dass die Austrahlung bundesweit zuerst über das Radio erfolgt usw. usf. und dann kommt der Satz „Kommen wir jetzt zum Film über unseren ersten Preisträger“.

Da noch mal drüber und beim nächsten Mal besser machen.

2 comments on Der Deutsche Radiopreis – Ein Resümee

Kommentare sind geschlossen.