Gesehen: "Iron Sky"

Mit freundlicher Genehmigung von polyband Medien GmbH

„Iron Sky“ greift eine populäre Verschwörungstheorie auf, wonach sich die Nazis kurz vor dem Ende des zweiten Weltkriegs in die geheime Südpol-Station „Neuschwabenland“ begeben und von dort aus vermittels Reichsflugscheiben eine geheime Mondbasis aufgesucht haben sollen. „Iron Sky“ dreht die Geschichte nun weiter. Die Mondbasis hat, natürlich, die Form eines Hakenkreuzes und darin leben Nazis in einer halb futuristischen, halb rückständigen Scheinwelt – dem Neonazi auf Erden also nicht ganz unähnlich. Zumal die Nazis im Film ja nun buchstäblich hinter dem Mond leben.

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Tilo Prückner als Dr. Richter © 2012 polyband Medien GmbH. All rights reserved.

2018 entdeckt eine amerikanische Mondmission zufällig die geheime Basis und die Nazis wittern ihre Chance, auf der Erde die Macht zu übernehmen. Inhaltlich will ich nicht allzuviel verraten, von daher soll es hier vornehmlich um die Hintergründe des Films gehen. Wem das zu lang zum lesen ist, der gelangt mit einem Klick auf too long;dind’t read ans Ende des Blogeintrags an dem ich mein Urteil über den Film abgebe.

tl;dr

10% des Budgets wurden über Crowd Funding eingesammelt. Heißt: Viele Spender geben jeweils einen vergleichsweise kleinen Betrag mit dem ein vergleichsweise großes Projekt realisiert werden kann. In der Regel bekommt man als Dankeschön irgendwas besonderes zurück. Ich zum Beispiel habe kürzlich 20 € in einen Topf geworfen, aus dem in diesem Jahr die DVD-Produktion von „Die Mondverschwörung“ bezahlt werden soll. Dafür bekomme ich eine vom Regiesseur handsignierte DVD des Films.

Bei „Iron Sky“ ist die Geschichte nun so gelagert, dass es bereits im Vorfeld eine sehr große Fangemeinde eines anderen Films des Regiesseurs gab. „Star Wreck – in the Pirkinning“ war ein Indie-Projekt das Regiesseur Timo Vuorensola ursprünglich nur für ein paar Freunde realisiert hatte. Der deutsche Produzent Oliver Damian sagte dazu:

Bei diesem Film hat sich eine riesige Online-Community gefunden, die das Projekt kultisch verehrt. Die Leute haben auf eigene Faust angefangen, den Film weiter zu bearbeiten. Sprachversionen und eigene Untertitel wurden erstellt, es gibt eigene Schnittfassungen, weil der Film als Open-Source-Projekt im Netz stand. Man konnte mit dem Film spielen. Das war unbedingt erwünscht. (..) Von Anfang an wurde die Community auch in die kreativen Entscheidungen eingebunden. Timo stellte auf der Homepage für die Handlung relevante Detailfragen: Wie konnten sich die Nazis am Ende des Zweiten Weltkriegs auf den Mond retten? Welche Maschinen haben sie dort entwickelt? Wie würden die aussehen? Wie könnte ein Ufo ausgesehen haben? Wir erhielten verblüffende Antworten. Teilweise wurden uns perfekt detaillierte Skizzen von Ufos geschickt, mit der Bitte um Verwendung. Gleichzeitig stellten wir die Produktion immer transparent da. Wir stellten Filme von den Dreharbeiten ins Netz, veranstalteten Q&A’s mit den Schauspielern, der Regisseur sprach die Fans regelmäßig direkt an. Und schließlich haben wir die Community auch ans Set eingeladen, bei einer Massenszene in Frankfurt als Statisten mitzumachen. Es kamen mehrere hundert Fans. Wir spielten auf allen erdenklichen Marketing-Klaviaturen, um den Fans exklusive Informationen zuzuspielen.

Und dann kam der Punkt, an dem die Macher kein Budget mehr hatten. Aus den ursprünglich geplanten 4,5 waren 7,5 Millionen Euro geworden und das letzte bisschen fehlte eben noch. Oliver Damian:

Es war ein logischer Schritt, mit dem es uns gelungen ist, einen erheblichen Geldbetrag für IRON SKY einzusammeln.  Wichtig war uns dabei immer Transparenz und Fairness: Weil uns bewusst war, dass noch Geld für die Produktion fehlte, sind wir die Fans direkt auf der Webseite angegangen und baten sie darum, verfügbares Geld in unseren Film zu investieren. Im Gegenzug boten wir eine gleichberechtigte Beteiligung an den Erlösen des Films an. Dabei kamen  schließlich über eine halbe Million Euro zusammen, was uns wirklich gerettet hat.

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v.l. Götz Otto als Klaus Adler, Peta Sergeant als Vivian Wagner, Julia Dietze als Renate Richter, Michael Cullen als US-verteidigungsminister und Stephanie Paul als Sarah Pali...äh, als amerikanische Präsidentin © 2012 polyband Medien GmbH / MIKA ORASMAA. All rights reserved.

Für ein Independent-Projekt ist der Streifen vergleichsweise hochkarätig besetzt. Die Nazis werden, natürlich, von deutschen Schauspielern gegeben. Götz Otto ist dabei, den man unter anderem als Stamper aus „James Bond – Der Morgen stirbt nie“ oder aus „Die Säulen der Erde“ kennt. Er spielt den Obernachrichtenübermittlungsoberführer Klaus Adler, der den legitimen Nachfolger Hitlers Wolfgang Kortzfleisch, gespielt von Udo Kier, stürzen will um selber Führer zu werden.

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Julia Dietze als Renate Richter © 2012 polyband Medien GmbH / TARJA JAKUNAHO. All rights reserved.

An seiner Seite: Julia Dietze als Lehrerin und absolute „Erd-Expertin“ Renate Richter. Die kenne ich bislang eigentlich nur aus eher albernen Produktionen wie „1 1/2 Ritter“ oder einem der „Erkan & Stefan“-Filme, von denen ich bis heute nicht weiß warum ich den gesehen habe oder wie der Untertitel lautete. Egal, Renate Richter ist die Tochter des Wissenschaftlers Doktor Richter, der von Tilo Prückner verkörpert wird und an der Geheimwaffe „Götterdämmerung“ arbeitet.

Prückner ist ein deutscher Schauspieler der alten Garde. Der eine oder andere erinnert sich vielleicht noch an seinen Auftritt in der Verfilmung der unendlichen Geschichte.

Eben schon im Nebensatz erwähnt: Udo Kier. Er hat in Blockbustern wie „Armaggedon“ oder „End of Days“ mitgespielt und stand zuletzt 2011 für „Melancholia“ vor der Kamera.

tl;dr:

„Iron Sky“ ist eine herrlich groteske Science Fiction-Komödie, die ganz bewusst stellenweise über die Grenzen des guten Geschmacks hinaus geht. Der Film hat einige brüllend komische Szenen, großartige Anspielungen und Dialoge, die den – übrigens komplett ausverkauften – Kinosaal zum Beben brachten. Es gibt aber auch ruhige, fast nachdenkliche Momente, die so überhaupt nicht witzig sein wollen. Und dann wieder wird es grotesk zynisch.

Alles in allem ist „Iron Sky“ absolut sehenswert. Er ist nicht ganz so klamaukig, wie ich ihn mir vorgestellt hatte, aber genau das macht den Film aus. Ab heute läuft „Iron Sky“ so ziemlich allen Kinos und anschauen lohnt sich.

Entstanden mit Material und freundlicher Unterstützung der polyband Medien GmbH.