WmDedgT 9/16

Immer am 5. des Monats fragt Frau Brüllen, was wir eigentlich den ganzen Tag machen. Hier mit nur ganz leichter Verspätung mein Beitrag dazu:

Um 4.15 Uhr klingelte mein Wecker zum zweiten Mal des Tages. Eigentlich wollte ich zu dem Zeitpunkt schon unter der Dusche stehen, damit ich noch Zeit zum Frühstücken haben würde, aber das musste dann leider ausfallen. Also kurz Duschen, anziehen und raus in die morgendliche Kälte Husums. Mit den letzten Minuten von Vor Hundert (Episode 47) auf den Ohren und der Pokemon GO-App im Anschlag machte ich mich auf den Weg zum Bahnhof.

Auf halber sprang der Podcatcher gerade auf „Neuanfang“ vom Kastenfisch um und ich hatte schon ein wenig Sorge vor dem, was Marco da erzählte, weil das alles sehr dramatisch klang. Ich dachte schon an einen Todesfall in der Familie oder einen ähnlichen Schicksalsschlag. Schließlich ging es aber „nur“ um einen nach 25 Jahren gekündigten Mietvertrag und einen Hauskauf. Am Bahnhof angekommen bestellte ich mir im dortigen Bistro mein Frühstück: Ein Baguettebrötchen mit Hähnchenschnitzel und ein Schokobrötchen. Und während ich noch dachte, dass ich mir im Kiosk mal besser auch was zu trinken mitgenommen hätte, begann im Podcatcher schon die Episode 70 vom Nebensprechen. Ich lauschte Ralph und Flo auf dem Weg in den Zug und ungefähr bis zur Hälfte meines Baguettes. Die Schaffnerin wollte meine Monatskarte sehen, AntennaPod wollte Bobsonbob Folge 395 spielen und draußen wurde es ganz langsam hell.

Im Büro angekommen überfolg ich die Tageszeitungen, die Agenturen, die digitalen und anlogen Posteingänge und leerte die Terminmappe. Das muss morgens immer schnell gehen, weil ich erst gegen sechs im Büro bin und die erste Telefonkonferenz schon um 6.20 Uhr beginnt. Überregional interessant war diesmal nur eine Gleisbaustelle zwischen Husum und St. Peter-Ording, die vier Wochen lang für Zugausfälle sorgen wird; das war immerhin eine Meldung in den Sieben-Uhr-Nachrichten wert. Nach einem kurzen Telefonat mit einem Kollegen in Kiel bereitete ich schon mal ein Kollegengespräch zum Thema „Pink Tax“ vor. Frauen zahlen nicht nur beim Friseur und in der Reinigung mehr, auch Pflegeprodukte kosten in der Frauen-Edition mehr. Zum Teil doppelt so viel wie das nahezu identische Produkt für Männer kostet! War mir vor der Recherche auch nicht klar. Bis kurz vor neun war auch ein Großteil der Regionalmeldungen fertig und die nächste Konferenz stand an.

Im Anschluss musste ich noch die Regionalnachrichten produzieren, möglichst vor zehn, denn danach hatten wir Besuch von der Gleichstellungsbeauftragten. Die hat ihre Stelle neu angetreten und wollte sich und ihre Aufgaben vorstellen. Ich hatte leider nicht besonders viel Zeit, denn um 11.00 Uhr sollte ich bei einem Interviewtermin sein. Zeitlich habe ich mich dabei etwas verschätzt, denn ich war fast eine Viertelstunde zu früh da. Weil ich es als unhöflich empfinde, mehr als fünf Minuten zu früh da zu sein, ging ich noch um die Ecke zum Campingladen und holte mir den „Copilot“, ein 160-seitiges Taschenbuch für Camper mit wertvollen Tipps zum Thema Beladung, Fahrsicherheit usw. Ich betrachte mich ja immer noch als Camping-Anfänger und das bringt mir echt was.

Auf dem Rückweg zum Termin bemerkte ich, dass ich immer noch Zeit hatte, und bog deswegen in die Pizzeria ab. Dort bestellte ich schon mal mein Mittagessen zum Mitnehmen vor, dass ich in einer halben Stunde abholen würde. Der Termin ging superschnell: Wir hatten alles Wesentliche schon vorbesprochen und ich musste nur eine Frage stellen. Also hatten mein Interviewpartner und ich noch Zeit für ein bisschen Klönschnack, bevor ich wieder los musste. Pizza abholen, zurück ins Büro und merken, dass meine schon am Freitag gestellten Recherchefragen zu einem möglichen Exklusivthema noch nicht beantwortet worden waren. Also musste ich meinen Beitrag dazu verschieben, der Redakteur vom Dienst war verständnisvoll. :o) Nach dem Essen würde ich mich mit erhöhtem Aufwand darum kümmern.

Die Pizza war nicht ganz so lecker, wie ich es mir erhofft hatte – bisschen Salz und Pfeffer hätten ihr gut getan. Dafür waren die Jalapenos wirklich feurig. Hossa! Für mein Thema zapfte ich dann noch eine weitere Quelle an und versuchte es danach noch einmal beim Pressesprecher. Der war aber nicht da, also schickte ich eine Drängelmail und widmete mich einem längeren Beitrag für den Abend. Töne schneiden und ordnen, Manuskript schreiben, zwischendurch daraus einen so genannten „Teaser“ für die Nachmittagssendung basteln – also gewissermaßen einen Appetitmacher. So etwa gegen halb drei konnte ich das Manuskript dem Redakteur zur Abnahme vorlegen, der hatte zum Glück nur kleine Änderungen. Also produzieren und dabei die Antworten auf meine Recherchefragen bekommen. Aber eins nach dem anderen.

Der Beitrag war gegen 15.15 Uhr fertig, als ich mich an das Nachrichtenstück setzte. Das ging zum Glück auch schnell, wenn sich das Thema auch als nicht ganz so brisant herausstellte, wie ich zunächst gehofft hatte. Bis mein Zug fahren würde, hatte ich noch ein wenig Zeit, also ging ich mit Hilfe eines Technikers noch auf Fehlersuche bei einem unserer Telefone: Das hört nämlich bei externen Anrufen nach 3-4x Klingeln auf den Anruf zu signalisieren. Sprich: Es klingelt nicht mehr, tutet im Hörer des Anrufers aber fröhlich weiter. Fehler eingegrenzt, kann ich von hier aus aber nicht lösen, da muss ein Profi ran. Heißt für mich: Feierabend!

Mit der sensationellen Folge 13 der Kack- und Sachgeschichten auf den Ohren saß ich um 16.02 Uhr im Zug nach Husum und musste dabei mehrmals laut lachen. Die drei sprechen nämlich darin über geheime Botschaften in Hörspielen, vor allem in Benjamin Blümchen und Bibi Blocksberg. Dabei fielen so sensationelle Sätze wie „Bibi Blocksberg ist durch und durch Punk, die wäre bei TKKG verhauen worden.“ Großartige Unterhaltung, hören Sie sich das dringend an.

In Husum angekommen brachte ich zunächst wieder die Pokemon GO-App in Anschlag. Ich will ja demnächst wieder aufhören mit dem Spiel, weil es mich grundsätzlich langweilt. Vorher möchte ich aber noch ein paar Dinge tun, denn ich habe noch zwei Lockmodule und ein Glücksei. Damit kann ich Pokemon zu einem Pokestop locken und mit dem Glücksei bekomme ich doppelte Erfahrungspunkte dafür. Eigentlich alles Quatsch denke ich mir noch, als ich diverse Taubsis, Rattfatze und Entons fange und meinen üblichen Pokemon-Heimweg gehe, der einige hundert Meter länger ist, aber am Hafen – dem Husumer Pokemon-Hotspot – vorbei führt. Dort sitzen immer einige Spieler an den beiden Pokestops am Husumer Rathaus, weil dort fast immer jemand ein Lockmodul einschaltet. Weil dort gerade keines aktiv ist und ich mich in Samariter-Laune fühle, spende ich den Kids eines meiner Module und gehe weiter. Eine halbe Stunde da rumhängen bis das Lockmodul aufgebraucht ist will ich nun auch wieder nicht. Am Tinebrunnen will ich gerade mein stärkstes Pokemon in den Kampf um die dortige Arena schicken, als diese schon in sich zusammenfällt: Irgendwer hat alle Pokemon darin besiegt. Blitzschnell nehme ich die Arena für mich in Beschlag und gucke heimlich, ob sich jemand empört umguckt, weil ich ihm die Arena geklaut habe. Macht aber keiner, schade.

Genug getrollt: Jetzt will ich nach Hause. Durch den Park natürlich, weil da noch einige Pokestops auf dem Weg liegen und eine weitere Arena. Auch die ist gerade von den Verteidiger-Pokemon geleert worden und weil der Spieler, der dort herumsteht, es nicht gebacken bekommt, klaue ich mir im Vorbeigehen auch diese Arena. Wie sich herausstellt, spielen wir aber im gleichen Team: Der andere hat noch zwei seiner Pokemon zu meinem in die Arena geschickt. Ich muss wirklich damit aufhören, das nimmt komische Auswüchse an.

Zu Hause stelle ich die Mülltonne raus und setze mich kurz ans Notebook, Mails checken. Meine zweite Quelle hat geschrieben und ich beschließe, meinen Nachrichtenbeitrag noch einmal neu zu produzieren, weil die den Sachverhalt noch einmal etwas anders schildert. Kaum bin ich damit fertig, kommt Frau Hund und macht durch wildes rumschlecken darauf aufmerksam, dass sie schon länger nicht mehr draußen war. Also Kopfhörer auf, Pokemon-GO an und schon mal die neue Folge von Puerto Patida auf’s Ohr. Ab zurück in den Park, da gehe ich am liebsten mit Frau Hund. Im Park treffen wir mehrere andere Hunde, mit denen Frau Hund gerne rumtobt und weil sonst wenig los ist, lasse ich sie von der Leine. Eine gute halbe Stunde später sind wir schon wieder zu Hause, Frau Hund bekommt Abendessen und ich überlege noch, was ich für die Herzdame und mich kochen soll, als mir einfällt, dass Madame sich ja mit einer Freundin zum Essen verabredet hat. Irgendwie vergesse ich darüber das Thema Abendessen, daddele noch ein wenig am Notebook herum und bemerke vor lauter Podcast hören kaum die Ankunft der Herzdame. Sie wiest mich auf eine Fehlfunktion am Autoradio hin, die Mistdings tut nix mehr und schreibt nur „Protect“ ins Display. Also die Anleitung heraussuchen und den Fehler beheben – das ging zum Glück relativ leicht, es war kein großer Fehler.

Den Rest meines kurzen Abends guckten wir noch zwei Folgen Big Bang Theory, bevor ich dringend um kurz nach 22 Uhr ins Bett musste, denn morgen steht wieder ein Frühdienst an. Der Wecker klingelt um kurz nach vier. Oder wie Basic-Programmierer sagen würden: „Goto 10“